Die Consulta des Ordens fand in Rom unter den Augen Unserer Lieben Frau von Palästina statt

Die Großpriore waren in diesem Jahr ausnahmsweise zu der alle vier Jahre stattfindenden Versammlung der Statthalter und Magistraldelegierten eingeladen, die mit dem Großmeister und dem Generalgouverneur organisiert wird

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Foto gruppo _Consulta 2023 - 1

„Möge Ihnen die Jungfrau Maria, die Sie unter dem Namen Königin von Palästina anrufen, bei Ihrem Auftrag stets beistehen“, sagte Papst Franziskus, als er am 9. November die Teilnehmer an der Consulta des Ordens vom Heiligen Grab empfing, die in Rom im Rahmen ihrer satzungsgemäßen Generalversammlung zusammengekommen waren, die die Ausbildung der Ritter und Damen zum Thema hatte.

Bevor der Heilige Vater alle Mitglieder des Ordens und ihre Familien segnete, gedachte er des Heiligen Landes und erklärte ernst: „Leider sind wir traurige Zeugen einer Tragödie, die sich gerade an den Orten abspielt, an denen der Herr gelebt hat, wo er uns durch seine Menschlichkeit gelehrt hat zu lieben, zu vergeben und allen Gutes zu tun. Stattdessen sehen wir ein Volk, das von schrecklichem Leid zerrissen wird, das vor allem so viele Unschuldige trifft – so viele unschuldige Tote. Deshalb bin ich geistlich mit Ihnen verbunden, die Sie sicherlich bei diesem Treffen der Consulta den großen Schmerz der Mutterkirche von Jerusalem teilen und die Gabe des Friedens erflehen.“

In der Tat haben die rund 200 Verantwortlichen des Ordens aus etwa 40 Ländern vor diesem für das Heilige Land äußerst besorgniserregenden Hintergrund vom 6. bis 10. November zusammen mit dem Großmeister, Kardinal Fernando Filoni und dem Generalgouverneur, Botschafter Visconti di Modrone gebetet und gearbeitet. 

Jeder Tag dieses Treffens begann mit der Morgenmesse, bei der die Mitglieder des Großmagisteriums sowie die Großpriore, die Statthalter und Magistraldelegierten unter der geistlichen Leitung des Großmeisters die Gläubigen der Diözese Jerusalem in ihrem Gebet trugen, und zwar ganz besonders bei der Eucharistiefeier zu Ehren Unserer Lieben Frau von Palästina am 8. November, die vom Assessor des Ordens, Msgr. Tommaso Caputo geleitet wurde.

Gleich zu Beginn der Consulta, nach den Begrüßungsworten des Großmeisters und des Generalgouverneurs, richteten sich die Blicke der Teilnehmer auf das Heilige Land mit der audiovisuellen, live übertragenen Ansprache von Kardinal Pierbattista Pizzaballa, in der er die schreckliche Situation schilderte, in der sich die gesamte Bevölkerung befindet, seinen Willen bekräftigte, sich für die Einheit einzusetzen, und Worte der Hoffnung mitten in eine tiefe spirituelle Nacht hinein sprach. Er dankte dem Orden herzlich für seine regelmäßige und großzügige Unterstützung, die heute mehr denn je notwendig ist.

Zu den wichtigen Beiträgen gehörte der von Pater Flavio Pace, Untersekretär des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen, der vorschlug, dass der Orden sich erweitern könnte, indem er nicht-lateinische Katholiken auf den verschiedenen Kontinenten als Mitglieder aufnimmt, und zwar im Geiste der Zusammenarbeit, die im Rahmen der ROACO (Versammlung der Union der Hilfswerke für die orientalischen Kirchen) existiert, wo der Orden sich materiell an Projekten im Heiligen Land beteiligt, die Katholiken anderer Kirchen, insbesondere Melkiten und Maroniten zugute kommen.

„Die ganze Kirche hat die moralische Pflicht, die Mutterkirche von Jerusalem zu unterstützen, weil dies in der apostolischen Tradition verwurzelt ist, seit der Apostel Paulus die von ihm gegründeten christlichen Gemeinden zu dieser Solidarität mit den Brüdern und Schwestern in der Heiligen Stadt aufgerufen hat“, kommentierte Kardinal Filoni während einer lebhaften Debatte über die Ausbildung, da die Mitglieder auch die biblischen Quellen ihres Engagements vertiefen sollten.

Nach der Eröffnungssitzung waren die ersten beiden Tage einerseits den einzigartigen und wertvollen bilateralen Begegnungen zwischen dem Großmeister, dem Generalgouverneur und dem Statthalter und dem Großprior jeder Statthalterei gewidmet, andererseits dem Austausch nach Sprachgruppen auf der Grundlage eines zur Abänderung bestimmten Dokuments, das auf Lateinisch ‚Instrumentum laboris‘ genannt wird und sich auf das Thema dieser Consulta konzentriert.

Die Debatten, die durch die Anwesenheit der Großprioren bereichert wurden, behandelten zahlreiche Aspekte, wobei der Hintergrund die ekklesiologische Dringlichkeit war, heute das ritterliche Ideal zu verkörpern, indem man persönlich auf den universalen Ruf zur Heiligkeit antwortet, der vom Zweiten Vatikanischen Konzil ausgesprochen wurde, da jeder Gläubige bei der Taufe in gewisser Weise das vergossene königliche Blut empfangen hat.

Die Vollversammlung des dritten Tages war von der Anwesenheit von Msgr. Roberto Campisi, dem Assessor des Staatssekretariats des Heiligen Stuhls geprägt, der über die Gruppenarbeiten informiert war und hervorhob, dass es für die Mitglieder des Ordens im Wesentlichen darum geht, eine unerlässliche Herzensbildung zu leben, indem sie das Evangelium in die Praxis umsetzen, um nach und nach ein „sehendes Herz“ zu erlangen, wie es Benedikt XVI. in seiner Enzyklika Deus caritas est formuliert hat. „Diese Tage ermutigen Sie, die gegenwärtige Zeit, die der Heilige Vater als ‚Nächte der Konflikte‘ bezeichnet hat, als ‚Lampen der Nächstenliebe‘ zu leben, die verhindern, dass die Hoffnung schwindet, und die im Geiste des heiligen Franz von Assisi weiterbrennen, um den strahlenden Glanz des Friedens und des Lichtes des Guten zu entzünden.“

Durch die Synthesen der international zusammengesetzten Arbeitsgruppen mit den Stimmen der vier Vize-Gouverneure – Tom Pogge, Jean-Pierre de Glutz, Enric Mas und John Secker – wurden dem Großmeister Hinweise und Denkanstöße gegeben, die es ihm ermöglichen, das endgültige Dokument über die Ausbildung der Ritter und Damen zu verfassen, als Ergänzung zu den neuen Bestimmungen und zum neuen Ritual, die die neue, von Papst Franziskus unterzeichnete Satzung des Ordens begleiten.

„Dieses Dokument wird uns auf dem Weg der Ausbildung unterstützen. Es soll nicht alle Fragen beantworten, sondern uns auf die Natur des Ordens, auf seine Besonderheit ausrichten, die mit dem Tod und der Auferstehung Christi zu tun hat. Unser Orden ist weltlich, ritterlich im edelsten Sinne des Wortes, und seine Mitglieder sind zum Adel des Herzens berufen, der sich in der Sorge um das Heilige Land ausdrückt“, fasste Kardinal Filoni zusammen. Der Großmeister kündigte auch die baldige Einrichtung einer Kommission von Historikern an, deren Aufgabe es sein wird, die Ursprünge des Ordens klar zu bestimmen, die hauptsächlich mit der großen Erneuerung der Kirche verbunden sind, die zu Beginn des 13. Jahrhunderts vom heiligen Franz von Assisi bei seiner historischen Pilgerreise zu den heiligen Stätten des christlichen Glaubens angeregt wurde.

Am vierten Tag fand nach der Papstaudienz am Vormittag die Sitzung des Großmagisteriums mit audiovisueller Live-Schaltung von Sami El Yousef, dem Verwaltungsdirektor des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem statt, der über den Stand der Projekte berichtete, die der Orden im Jahr 2023 unterstützt, und zwar dank der Spenden von über 12,5 Millionen Euro der Ritter und Damen, die dieses Jahr ins Heilige Land gesandt wurden. In seinem Bericht ging der Generalgouverneur auf die Beiträge ein, die für die humanitäre Hilfe nach Gaza fließen, und hob dann insbesondere die Bemühungen des Ordens um seine Ausdehnung vor allem in Asien und Afrika hervor, die Perspektiven für eine bedeutende Beteiligung der ‚Freunde des Ordens‘ in der Zukunft eröffnen. Es muss noch ausgemacht werden, wie diese Personen stärker in das Leben der päpstlichen Institution eingebunden werden können, vielleicht durch eine als gemeinnützig anerkannte Stiftung.

Am letzten Tag wurde eine Wallfahrt nach Sankt Paul vor den Mauern organisiert. Anschließend leitete der Großmeister eine Abschlussmesse im Marienheiligtum der Göttlichen Liebe. Vor ihrer Abreise hatten die Teilnehmer der Consulta alle persönlich einen Brief an den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem unterzeichnet, in dem sie ihn ihres Gebets für seine Diözese und ihrer liebevollen Nähe in diesen für alle Bewohner des Heiligen Landes so schwierigen Zeiten versicherten.

François Vayne

 

(November 2023)