Das Kreuz und die Auferstehung Christi

Eine Meditation von Msgr. Fortunato Frezza, Zeremoniar des Großmagisteriums des Ordens, zum Fest der Kreuzerhöhung

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Golgota in der Basilika vom Heiligen Grab In der Basilika vom Heiligen Grab können die Pilger nicht nur am Grab des auferstandenen Christus beten, sondern auch ganz in der Nähe, etwas weiter oben, am Ort der Kreuzigung auf Golgota, wo das Kreuz des Herrn dargestellt ist. Eine einzige Gebetsstätte vereint also diese beiden heiligen Orte unter demselben Dach, da Golgota und das Grab nicht voneinander getrennt werden können.

Heute feiern die Ostkirchen das Kreuz mit einer Feierlichkeit, die der des Osterfestes vergleichbar ist. Konstantin hatte in Jerusalem eine Basilika auf Golgota und eine andere auf dem Grab des auferstandenen Christus erbauen lassen. Heute sind Golgota und das Heilige Grab unter demselben Dach, weil Golgota genauso wenig vom Grab getrennt werden kann wie das Kreuz vom Stein vor dem Grab.

Als ein Mitglied des Klerus von Jerusalem namens Andreas, Bischof von Kreta, wo er 740 starb, das Kreuz betrachtete, rief er begeistert aus: „Heute feiern wir das Fest des Heiligen Kreuzes durch das die Finsternis vertrieben wurde und das Licht wiedergekommen ist. Feiern wir das Fest des Heiligen Kreuzes, dann werden auch wir gemeinsam mit dem Gekreuzigten erhöht und verwandelt.“

Das Kreuz ist Quelle des Lichtes und großer Würde. Heute ist das Kreuz für uns Ritter und Damen leer wie das Grab, weil Christus auferstanden ist. Am Kreuz verehren wir sein Erlöserblut, im Grab beten wir seinen verherrlichten Leib an. Auch für uns ist dieser Tag genauso wichtig wie das Osterfest. Das Kreuz führt zum Grab, das Grab zur Wiege der Auferstehung.

Ich umarme dich, Kreuz des Todes. Ich grüße dich, Grab des Lebens, das nicht mehr stirbt.

Das Kreuz ohne den Gekreuzigten, das leere Grab.

In der Tat sind wir der Erde der Sünde entrissen und steigen zu den Höhen empor. Der Reichtum des Kreuzes ist unermesslich groß: Wer es besitzt, hat einen echten Schatz. Und wir bezeichnen es so, weil der Name und die Tatsache des Kreuzes das kostbarste aller Güter ist. In ihm ist unser ganzes Heil. Es ist das Mittel und der Weg, um zu unserem ursprünglichen Zustand zurückzukehren.

Wenn es also das Kreuz nicht gäbe, gäbe es auch keinen gekreuzigten Christus. Wenn es kein Kreuz gäbe, wäre das Leben nicht ans Holz gehängt worden. Und wenn das Leben nicht ans Holz des Kreuzes genagelt worden wäre, wären aus seiner Seite nicht Blut und Wasser - die Quellen der Unsterblichkeit – entsprungen, die die Welt läutern. Der Urteilsspruch für unsere Sünde wäre nicht aufgehoben, wir hätten die Freiheit nicht erlangt, wir könnten uns nicht des Baums des Lebens erfreuen und das Paradies stünde uns nicht offen. Wenn es das Kreuz nicht gegeben hätte, wäre der Tod nicht besiegt worden und die Hölle wäre nicht ihrer Macht beraubt worden.


Msgr. Fortunato Frezza
Zeremoniar des Ordens

(14. September 2016)


 

Das Fest der Kreuzerhöhung

Am 14. September feiern die katholische und die orthodoxe Kirche das Fest der Kreuzerhöhung.

„Wir feiern das Fest der Kreuzerhöhung durch das die Finsternis vertrieben und das Licht wiedererlangt wurde. Wir feiern das Fest der Kreuzerhöhung und so sind auch wir mit dem Gekreuzigten erhöht und wachsen über uns hinaus. (Nach den „Orationes“ des heiligen Andreas von Kreta, Bischof. Oratio 10 über die Kreuzerhöhung.)

Bischof Macario von Jerusalem bekam den Befehl von Kaiser Konstantin und seiner Mutter, der heiligen Helena, in Jerusalem zwei Basiliken zu bauen, eine auf Golgota und eine auf dem Heiligen Grab. Die Mutter des Kaisers hatte auf Golgota Grabungen angeordnet, und dort fand man jenes Kreuz wieder, das man als das wahre Kreuz Christi identifizieren konnte. Am 14. September gedenkt man also nicht der Weihe dieser beiden Basiliken, die im Jahr 335 stattfand, sondern feiert den Sieg des Kreuzes, Zeichen und Werkzeug des Heils.